Naturforscher – Wiesen

Lebensraum Bergwiese

Lebensraum Bergwiese

Eine ungedüngte blütenreiche Wiese ist im Frühsommer ein wunderschöner Anblick. Zu verdanken haben wir diesen wichtigen und vielfältigen Lebensraum erst der Nutzung durch den Menschen.

Nach der letzten Eiszeit war ganz Mitteleuropa von Wald bedeckt. Erst als Menschen in Siedlungen sesshaft wurden, lichteten sie den Wald auf, um Nahrungspflanzen anzubauen und Nutztiere zu halten. Um Heu als Winterfutter und Einstreu zu gewinnen, wurden Lichtungen gemäht und es entstanden die ersten Wiesen.

Heute sind blütenreiche Wiesen selten geworden. Durch die Intensivierung in der Landwirtschaft werden die meisten Wiesen regelmäßig gedüngt und mehrmals im Jahr gemäht. Die Kräuter kommen in der kurzen Zeit nicht mehr zur Blüte und Samenbildung und werden schnell durch die wuchsfreudigeren
Futtergräser verdrängt.

Aber wir haben sie noch, die naturnahen, extensiv bewirtschafteten Wiesen. Je nach Nährstoffgehalt und Feuchtigkeit des Bodens, bieten sie ein sehr unterschiedliches Bild. In diesem Heft stelle ich Euch eine relativ trockene, sonnige Wiese an einem Berghang vor. Der Boden enthält nicht sehr viele Nährstoffe, aber die Pflanzen, die hier wachsen und die Tiere, die du hier findest, sind genau darauf spezialisiert.

 

Fingerkraut mit Steinbrech

Frühling auf einer trockenen, sonnigen Bergwiese

Im Frühjahr starten die ungedüngten Magerwiesen natürlich langsamer als ihre gedüngten Nachbarn. Ihr müsst also etwas genauer hinschauen, um zu entdecken, was schon wächst und blüht. Die dicken gelben Löwenzahnblüten werdet ihr höchstens im Randbereich finden, wo der Wind etwas Dünger aus der Nachbarschaft rübergeweht hat. Dafür könnt ihr blaue Veilchen und Kreuzblümchen entdecken und die gelben Blüten vom Frühlings-Fingerkraut und vom Kleinen Habichtskraut. Mit etwas Glück findet ihr dazwischen ein paar weiße Blüten des seltenen Knöllchen-Steinbrech. Alle Pflanzen – auch die Gräser – sind im Frühjahr von niedrigem Wuchs, so dass sie sich untereinander keinen Platz und kein Licht wegnehmen.

 

Kreuzblümchen

Der Sommer kommt

Im Juni könnt ihr dann die ganze Farbenpracht des Sommers genießen. Es lohnt sich, einfach mal am Rand einer solchen Bergwiese stehen zu bleiben und die bunte Blütenvielfalt in sich aufzunehmen. Wer zusätzlich die Ohren auf Empfang stellt, hört ein ganzes Konzert von Vogelstimmen, gemischt mit dem Summen, Brummen und Zirpen vieler Insekten. Bei dem vielfältigen Blütenangebot finden die verschiedenen Bienenarten, Hummeln, Wespen, Käfer, Heuschrecken und Schmetterlinge ihre passende Nektarnahrung und bestäuben gleichzeitig die Blüten. Die Insekten werden selbst wieder zur Nahrung für Vögel, die jetzt ihre Jungen im Nest zu versorgen haben.

Wenn ihr die verschiedenen Pflanzen auf der Wiese genauer betrachtet, kommen leicht 80 – 100 verschiedene Arten zusammen. Davon kann ich euch hier natürlich nur ganz wenige vorstellen. Pechnelken, Wiesen-Margeriten, Glockenblumen, Heidenelken und Flockenblumen werdet ihr dort sicher finden. Aber vielleicht bekommt ihr Lust, euch mit einem guten Bestimmungsbuch selbst auf die Suche zu machen, oder an einer der geführten Wanderungen teilzunehmen, die z.B. vom Bund Naturschutz oder BayernTour Natur angeboten werden.

Dickkopffalter auf Kleinem Wiesenknopf
Schmalbockkäfer auf Witwenblume

 

 

 

 

 

 

 

 

Pflege der Bergwiese

Auch eine magere Bergwiese muss gepflegt und gemäht werden, sonst würde in letzter Konsequenz wieder Gebüsch und Wald entstehen. Oft ist es sinnvoll, einen Teil der Wiese im Frühsommer und den anderen Teil im Herbst zu mähen und diese Anteile in jedem Jahr zu wechseln. So können die verschiedenen Pflanzenarten gut zur Samenreife kommen und die Eier und Larven der Insekten werden in ihrer Entwicklung weniger gestört. Manchmal werden auf solchen Flächen auch Schafe als Landschaftspfleger eingesetzt. Besonders achten müssen wir bei dem Pflegezeitpunkt auf Vögel, die im offenen Wiesenland ihr Nest bauen und dort ihre Jungen aufziehen. Diese sogenannten „Wiesenbrüter“ (z.B. Lerchen, Wiesenpieper und Braunkehlchen) sind alle stark gefährdet, weil ihre Brut auf den intensiv genutzten Wiesen durch die frühe und häufige Mahd vernichtet wird. Solche Schutz- und Pflegemaßnahmen übernehmen oft die Mitarbeiter der Naturschutzverbände oder des Landschaftspflegeverbandes.

Schafe als Landschaftpfleger
Heidenelken, Thymian, Glockenblume und Zypressen-Wolfsmilch