Naturforscher – Ameisen

Klein, uralt und bewundernswert – Ameisen

Wirklich lieben werden sie nur wenige Menschen, aber Anlass über sie zu staunen gibt es reichlich. Ameisen sind verwandt mit Bienen, Hummeln und Wespen, gehören also wie diese zur Gruppe der Insekten. Vor mehr als 100 Millionen Jahren sollen sie sich entwickelt haben – lange vor den Dinosauriern. Heute leben die meisten und auch die größten Ameisenarten in tropischen Regionen. Aber auch in Europa gibt es ca 400 verschiedene Ameisenarten mit ganz unterschiedlichen Weisen zu wohnen oder sich zu ernähren.

Das Leben im Bau der Roten Waldameisen

Ich vermute,  fast jeder von euch hat schon mal am Waldrand vor dem meterhohen Bau der Roten Waldameise gestanden. Oder seid ihr schnell vor all den vielen Krabbeltieren geflüchtet? Meist ist der mit unzähligen Fichtennadeln bedeckte Bau auf der kalten Nordseite durch einen Baum geschützt und die freie Seite zeigt Richtung Süden, um die Wärme der Sonne einfangen zu können. Im Erdboden darunter und im Inneren des Baues haben die Ameisen ihre unterirdischen Gänge und Brutkammern angelegt – gut geschützt und gewärmt durch die dicke Bedeckung mit Fichtennadeln und kleinen Zweigen.

Im Inneren des Nestbaues ist alles bestens geordnet und perfekt organisiert. In der Mitte des Baues befindet sich die Kammer der Ameisenkönigin. Dort verbringt sie den größten Teil ihres Lebens damit Eier zu legen. Sobald aus den Eiern die hungrigen Larven geschlüpft sind, werden diese von sogenannten Ammenameisen in andere Kammern getragen, dort gefüttert und gut umsorgt. Alle Abfälle werden in spezielle Kammern am Rand des Nestes gebracht, so dass die Brutkammern immer makellos sauber bleiben. Sind die Larven dann dank bester Pflege soweit entwickelt, dass sie sich als Ameisenpuppe in einen Kokon einspinnen, kommen sie wieder in andere Kammern. Dort brauchen sie kein Futter mehr und schließen ihre Entwicklung zur fertigen Ameise in Ruhe ab.

Wie bei den Honigbienen schlüpfen aus den meisten Eiern weibliche Tiere, die unbefruchtet bleiben und daher selbst keine Eier legen. Dafür übernehmen diese Arbeiterinnen all die wichtigen Aufgaben, die nötig sind, damit innerhalb der Gemeinschaft des Ameisenstaates alles gut funktioniert. Ammenameisen kümmern sich um die Brut, Bauarbeiterinnen sind für den Nestbau zuständig, während die Sammlerinnen Unmengen an Nahrung herbei schaffen, damit alle satt werden. An den verschiedenen Eingängen und Ausgängen des Baues achten Soldatenameisen darauf, dass keine Feinde eindringen. Wenn es kalt wird, werden die Eingänge zum Teil verschlossen und die Brut in tiefere, besser geschützte Kammern getragen. Alles ist perfekt organisiert!

Hochzeitsflug

Seid ihr selbst schon mal in einen Schwarm geflügelter Ameisen geraten? Wenn ja, seid ihr sicher schnell geflüchtet. Für die Ameisen ist es aber ein bedeutender Tag, sie feiern Hochzeit. Zwei Wochen zuvor hat die Königin Eier gelegt, aus denen sich geflügelte männliche Ameisen entwickelt haben. Auch ein Teil der weiblichen Tiere hat Flügel ausgebildet. An einem windstillen, warmen Sommertag kommt es zum Hochzeitsflug der Tiere. Nachdem die Männchen im Flug die weiblichen Tiere mit ihrem Samen befruchtet haben, ist ihr Lebenszweck erfüllt. Sie sterben innerhalb kurzer Zeit oder werden, wie die Weibchen auch, von Vögeln oder Spinnen gefressen. Die wenigen befruchteten weiblichen Ameisen, die ihren Fressfeinden entkommen, beißen sich selbst die Flügel ab, wenn sie wieder auf dem Boden gelandet sind. Danach gründen sie ein eigenes Nest oder kehren in einen bestehenden Nestbau zurück und beginnen, als neue Königin, mit dem Legen der Eier.

Verständigung

Habt ihr euch beim Lesen schon mal gefragt, wie die ganze Organisation in so einem Ameisenstaat klappt, ohne miteinander sprechen zu können? Die Ameisen haben ihre eigene Art der Verständigung entwickelt und die ist sehr differenziert. Wir können zwar nicht verstehen, aber doch gut beobachten, wie die Tiere über Berührungen mit den Fühlern oder Vorderbeinen Informationen austauschen. Auch die Hinterbeine werden benutzt, um z.B. bei Gefahr Vibrationen zu erzeugen, die sich im ganzen Bau ausbreiten. Die differenzierteste Kommunikation läuft aber über chemische Stoffe, die von den Ameisen teils an den Mundwerkzeugen, teils an den Beinen oder dem Hinterleib abgegeben werden. Aufgenommen werden die feinen Geruchsstoffe über die Fühler. Durch Art und Menge dieser chemischen Botenstoffe können die Ameisen ganz verschiedene Nachrichten übermitteln. Sie kennzeichnen so z.B. den Weg zu den besten Futterquellen und wir sehen dann die Ameisen wie auf einer angelegten Straße hintereinander herlaufen. Auch Feinde können sie mit einem Strahl ihrer Ameisensäure warnen und auf Abstand halten. Aber das sind nur wenige Beispiele, die wir ganz gut beobachten können. Das meiste läuft nur für Ameisen verständlich ab.

Nützlinge oder Schädlinge ?

Ihr habt – hoffentlich – in der Schule alle gelernt, dass ihr den Bau der Roten Waldameisen nicht beschädigen dürft, weil sie nützlich sind. Was aber macht diese Ameisenart für den Wald so wertvoll? Die Rote Waldameise gehört zu den fleischfressenden Ameisenarten und von ihrem ungeheuren Nahrungsbedarf habt ihr schon gelesen. Viele Insekten und Raupen, die ihnen zum Opfer fallen, gehören zu den Baumschädlingen. Schon deshalb ist der Förster froh, wenn er Ameisenhaufen in seinem Wald findet. Zusätzlich tragen die Tiere durch das Anlegen der Gänge und Brutkammern unter der Erde zur Belüftung des Waldbodens bei. Reste der vertilgten Insekten und die Ausscheidungen der Ameisen reichern den Boden mit organischer Substanz an.

Andere Ameisenarten (z.B. die Schwarze Holzameisen) bauen ihre Nester in verrottendem Holz. Sie tragen so dazu bei, dass kranke und abgestorbene Bäume langsam wieder zu fruchtbarer Erde werden. Wenn diese Holzameisen aber Holzteile in unseren Häusern zerstören, können sie großen Schaden anrichten.

Auch in unseren Gärten sehen wir Ameisen oft nicht so gern, weil sie Blattläuse lieben und vor ihren Feinden beschützen. Grund sind die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse, nach denen die Ameisen richtig verrückt sind. Naschen tun wir halt alle gern! Von dieser Eigenschaft profitieren wiederum manche Pflanzen. Die Veilchen z.B. umgeben ihre Samenkörner mit kleinen süßschmeckenden Anhängseln. Ameisen nehmen solche Samenkörner mit, knabbern die Anhängsel ab und lassen die eigentlichen Samenkörner irgendwo liegen. So helfen sie den Veilchen, aber auch anderen Pflanzen, sich auszubreiten. Auch als Nahrung dienen Ameisen und ihre Brut, denn Grünspecht, Dachs, Spinnen und Eidechsen haben Ameisen zum Fressen gern.

Ihr seht, die wenig geliebten Ameisen-Krabbeltiere nehmen in der Natur einen wichtigen Platz ein. Vielleicht könnt ihr sie bei eurer nächsten Begegnung mit etwas anderen Augen ansehen und habt Lust bekommen, sie eine Zeit lang zu beobachten – es lohnt sich!