Naturforscher – Pilze

Fliegenpilz

Welt voller Geheimnisse – unsere Pilze

„Wo stecken denn die Geheimnisse?“ werdet ihr fragen. So ein Fliegenpilz steht doch leuchtend rot am Waldrand und ist gar nicht zu übersehen. Wenn ich euch jetzt aber frage, wo der Fliegenpilz im Frühjahr, Sommer oder Winter ist, wird euch die genaue Antwort wahrscheinlich schwerer fallen. „Halt irgendwo in der Erde“ höre ich euch sagen. Falsch ist die Antwort auch nicht, denn der eigentliche Pilz – und das gilt für viele Pilze – lebt in der Erde, ganz im Verborgenen. Das, was wir bei den sogenannten Großpilzen für kurze Zeit zu sehen bekommen, ist nur der Fruchtkörper dieser eigenwilligen Lebewesen. Wenn wir uns dann genauer mit den Pilzen beschäftigen, stoßen wir auf viel Geheimnisvolles. Und das ging schon unseren Urahnen so. Ein Wesen, was über Nacht auftaucht und wenn man es verspeist manchmal zu Rauschzuständen, Gesundheitsproblemen oder gar zum Tod führt, ist sehr unheimlich! Da lag es nahe, an das Wirken überirdischer Mächte zu glauben und manche Namen erinnern noch heute daran – Satanspilz zum Beispiel oder Hexenröhrling. Aber auch die Heilwirkungen mancher Pilze wurden früh erkannt. So soll der Gletschermann „Ötzi“ bereits vor über fünftausend Jahren Stücke vom Birkenporling bei sich getragen haben, als blutstillendes Mittel, falls er sich verletzt. Die wichtigste Bedeutung der Pilze liegt aber in anderen Bereichen.

Pilze als Partner für Bäume und andere Pflanzen

Viele unserer Bäume, aber auch manche Nutzpflanzen und die seltenen Orchideen gedeihen nur gut, wenn sie in einer Symbiose mit Pilzen (sogenannten Mykorrhizapilzen) leben. Symbiose bedeutet, dass zwei Partner (z.B. Baum und Pilz) eine Verbindung eingehen, von der beide einen Nutzen haben. Indem sich der im Boden lebende Teil des Pilzes – das Pilzmyzel – mit den Wurzelspitzen der Partnerpflanze verbindet, entwickelt sich ein größeres Saugwurzelsystem und es findet ein besserer Wasser- und Nährstofftransport statt. So können beide Partner wetterbedingte Trockenzeiten oder nährstoffarme Böden besser verkraften. Eine Reihe von Mykorrhizapilzen bildet auch Stoffe, die wie Antibiotika wirken und damit die Widerstandsfähigkeit der Partnerpflanze stärken. Pflanzen gehen diese Symbiose nur mit wenigen oder nur mit einer einzigen, ganz bestimmten Pilzart ein. Der erfahrene Pilzsammler weiß das. Er wird z.B. den Goldröhrling nur unter Lärchenbäumen suchen.

Baumstumpf

Pilze als Abbauspezialisten für organisches Material

Eine weitere große Gruppe von Pilzen sorgt dafür, dass pflanzliche und tierische Reste abgebaut werden und die einzelnen Abbauprodukte dem Naturkreislauf wieder zur Verfügung stehen. Die oft großen und beeindruckenden Baumpilze habt ihr sicher schon mal bewundert, aber es gibt auch viele mikroskopisch kleine Arten unter diesen Abbauspezialisten. Mit all den anderen Helfern, die organisches Material zersetzen, tragen Pilze wesentlich dazu bei, dass dieser Stoffkreislauf in der Natur gut funktioniert – ein perfektes und stabiles System.

Birkenporling

Pilze – ein Beispiel für eine unfassbar große Vielfalt in der Natur

Auch heute kann man die Anzahl der weltweit vorkommenden Pilzarten erst grob abschätzen. Die Wissenschaft geht von mehr als 100 000 Arten aus und jedes Jahr werden neue Pilzarten entdeckt. Auch über die Funktion der einzelnen Arten gibt es noch viel zu erforschen. Ihr seht, die Welt der Pilze steckt voller Geheimnisse.

Grubenlorchel