20 Gründe, die für ein Belassen des jetzigen Zustandes des Höllentales sprechen:

1. Boom für eine abgehängte Region? 

Zieht die weltweit längste Hängebrücke tatsächlich jährlich Tausende von Touristen an?
 Natürlich wird eine solche Brücke Touristen anlocken. Aber es wird ein typisches Projekt sein, dass sich viele dieser Touristen nur ein einziges Mal ansehen werden. Wenn sie die Brücke begangen haben, werden sie die Region wieder verlassen und wohl vornehmlich auch nicht länger bleiben. Ist daher zu erwarten, dass durch diese Form des Eventtourismus eine große Wertschöpfung für die Region zu erwarten ist?

2. Wirtschaftlicher Gewinn durch die Brücken?
Neben dem direkten Geschäft vor Ort durch die Parkraumbewirtschaftung und die Tickets zum Betreten der Brücke werden wohl nur überschaubare Einnahmen zu generieren sein. Tankstellen, Imbissbuden und Cafes, wer soll sonst noch profitieren? Explodierende Übernachtungszahlen und neue Hotels werden wohl Luftschlösser bleiben.

3. Wer profitiert vom Brückenbau?
Beim Bau selbst werden vornehmlich keine heimischen Firmen zum Zuge kommen, da es sich bei diesem Projekt um eine spezielle Form eines Ingenieurbauwerks handelt. Im Betrieb werden es wohl wenige direkt hiervon abhängende, nicht sehr hochwertige Arbeitsplätze sein: Parkraumbewirtschaftung, Ticketdienst, Müllentsorgung sowie direkt vor Ort profitierende Verpflegungsstationen wie Imbissbuden.

4. Eine zeitgemäße Form des Tourismus?

Wir erleben eine gesellschaftliche Veränderung im Blick auf unsere Natur. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hatte einen riesigen Zuspruch und rückt die Natur und den Artenschutz wieder mehr in den Mittelpunkt des menschlichen Handelns. Sogar von der Staatsregierung wird der nachhaltige und sanfte Tourismus propagiert. Vor diesem Hintergrund ist das geplante Projekt nicht zeitgemäß, sondern rückwärtsgewandt.

5. Mehr Individualverkehr, Lärm und klimaschädliche Abgase
Es ist davon auszugehen, dass die Touristen, wohl zumeist Tagestouristen, mit dem eigenen Auto anreisen. Und somit sind hiermit die entsprechenden Auswirkungen zu erwarten. Insbesondere wird der Besucherstrom nicht kontinuierlich, sondern an bestimmten Tagen, Sonn- und Feiertagen, in Verbindung mit den entsprechenden Wetteraussichten stattfinden.

6. Müll und Abfall
Eine weitere Schattenseite stellt den Müll und Abfall dar, der durch die Besucher zurückgelassen wird. Beispiele anderer Projekte zeigen, dass dies leider bei dieser Form des Tourismus zu erwarten ist. Durch die Brücken wird sich die Müllverbreitung in alle Bereiche ausdehnen, die von der exponierten Lage der Brücke aus erreichbar sein werden. Wie geht man dann damit um? Was kostet die regelmäßige Entsorgung?

7. Kostenexplosion
Nach den verfügbaren Informationen liegen die Projektkosten bereits in dieser frühen Phase deutlich über den ursprünglich kommunizierten Kosten. Auch wenn die Förderung den Großteil des Projektes übernimmt, so wird mit jeder Kostensteigerung auch der Eigenanteil des Landkreises höher.

8. Steuergeld für Eventtourismus?
Es geht bei dem Projekt um Steuergelder, die für dieses Vorhaben eingesetzt werden. Der Landkreis als Projektinitiator wie auch mögliche Förderungen durch das Wirtschaftsministerium stellen allgemeine Steuergelder dar. Ist dies ein nachhaltiger Umgang mit den Steuereinnahmen?

9. Projektrisiko
Ein solches technisches Bauwerk ist in der geplanten Form ohne Stützen oder Abspannungen Neuland. Etwas Neues auszuprobieren birgt auch ein erhöhtes Risiko, dass es zu technischen Problemen in Bau oder Betrieb kommen wird. Und ein erhöhtes Risiko im technischen Bereich kann eben auch schnell mal ein erhöhtes Risiko bei den Kosten erzeugen.

10. Betrieb
Nach wie vor unklar ist, wer einmal die Brücken betreiben wird. Ist es der Landkreis oder sind es die beiden Kommunen Lichtenberg und Issigau? Ist in der Betriebsphase alles eingeplant, was an Kosten anfallen wird? Allein die technischen Überprüfungen und Instandhaltungen eines solchen Bauwerks werden deutliche Kostenansätze erfordern.

11. Politik der vollendeten Tatsachen
Es werden Tatsachen geschaffen, um ein Zurück unmöglich zu machen. Mit jedem Schritt in die Realisierung hinein, wird die Hürde für ein Zurück größer und damit unwahrscheinlicher. Mit einer Salamitaktik werden schrittweise Tatsachen geschaffen. Es wurden bereits Probebohrungen durchgeführt, obwohl noch keine Finanzierung steht.

12. Intransparenz

In wesentlichen Punkten des Projekts gibt es nach wie vor keine offiziellen Informationen. Eine bewusste Herangehensweise?

13. Kritiker werden als Gegner behandelt
Gegen das Projekt zu sein, bedeutet, gegen den Fortschritt und gegen die Aufwertung der Region zu sein. Und damit werden die Projektgegner schnell in eine bestimmte Ecke gestellt. Ein demokratischer Prozess muss aber Kritik an solchen Planungen aushalten und einen Austausch der Argumente möglich machen.

14. Juristische Winkelzüge im Genehmigungsverfahren – 
Die Realisierung des Projekts soll über zwei gemeindliche Bauleitpläne erfolgen, die jeweils den Teil der Brücke umfassen, der auf dem jeweiligen Gemeindegebiet liegt. Ein höchst fragwürdiges Vorgehen, weil das Vorhaben nicht als Ganzes zur Diskussion steht und in Form eines Raumordnungs- oder Planfeststellungsverfahrens umgesetzt wird.

15. Oberflächliche und unvollständige Fachbeiträge zum Naturschutz
Dieser Punkt stellt einen der zentralen Kritikpunkte dar. Die aus naturschutzrechtlicher Sicht erforderlichen artenschutzrechtlichen Prüfungen wurden mit geringstem Aufwand als formale Pflichtübung umgesetzt. Die Fachbeiträge weisen deutliche fachliche Lücken auf und wurden in kürzester Zeit und oberflächlich erstellt. Auch eine Form, die Projektkosten schönzurechnen.

16. Fehlende Alternativenprüfung bei der Standortsuche
Von vorneherein war nur der Standort im Höllental in der Diskussion. Alternative Möglichkeiten, die nicht zu solchen massiven Eingriffen führen würden, wurden nicht gesucht oder diskutiert.

17. Gäbe es andere Möglichkeiten, damit die Region aufgewertet wird?
Der Superlativ der längsten Hängebrücke der Welt soll die Touristen anlocken. Alternative Formen Wertschöpfung für den Landkreis zu generieren wurden nicht gesucht. Der Markenkern der Region stellt neben Schönheiten der Natur die vielfältige Handwerkskunst dar. Warum nicht die Wirtschaftskraft der Autobahn A9 nutzen und die wertigen Produkte des Handwerks den an der Region vorbeifahrenden potentiellen Kunden anbieten. Als Beispiel könnte die Kaffeerösterei Dinzler am Irschenberg an der Autobahn A8 angeführt werden.

18. Umgang mit der Natur im Landkreis
Flächen, die im Landkreis Hof einen naturschutzrechtlichen Schutzstatus aufweisen, sind deutlich unter dem Durchschnitt der bayerischen Landkreise.

19. Naturschutz nur lästige Pflichtaufgabe
Die Brücken greifen in massiver Weise in den Natur- und Lebensraum eines wunderschönen, wenn nicht des schönsten, Tals im Landkreis Hof ein. Die Eingriffe sollen nur mit minimalem Aufwand verhindert oder ausgeglichen werden. Eine tatsächliche Aufwertung eines anderen oder bestimmten Naturraums ist nicht vorgesehen.

20. Unwiederbringlicher Eingriff
Keine Probephase möglich. 
Argumente, die in die Zukunft gerichtet sind, lassen sich im Hier und Jetzt weder belegen noch entkräften. Eine Probephase für ein solches Projekt ist nicht möglich. Wenn die Brücken realisiert sind, bleiben sie über Jahrzehnte bestehen, auch wenn sich im Nachhinein herausstellen sollte, dass nicht alles so gekommen ist, wie es vorher prognostiziert oder versprochen war.

(hof.lbv.de)