Perlmuschel-Nachzucht und Projekt Goldener Scheckenfalter

Die von der Kreisgruppe Hof erworbene und umgebaute Huschermühle bei Regnitzlosau überzeugte den Landesvorstand bei seinem Besuch am 16. April absolut. Hier grenzen zwei Großprojekte des Artenschutzes, die Flussperlmuschel-Nachzucht und der Schutz des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) unmittelbar aneinander. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Hof, Uli Scharfenberg begrüßte die höchsten Repräsentanten des mit 235.000 Mitgliedern und Förderern größten Naturschutzverbandes in Bayern. Zusammen mit den Projektleitern Wolfgang Degelmann und Nora Sichardt präsentierte er zum einen die ersten Jungmuscheln aus der halbnatürlichen Aufzucht in der Huschermühle bei Regnitzlosau. Zum anderen konnte eine Pflanzung des Teufelsabbiss, die als Nahrungsquelle für die Raupen des Goldenen Scheckenfalters dient, besichtigt werden.

Der BN investiert mit Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz in Bonn, dem europäischen Interreg-Programm und dem Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale hier im Laufe von drei bzw. sechs Jahren insgesamt 2,4 Mio. Euro in die Artenvielfalt.

„Die Projekte sind bayernweit vorbildlich und sollen den Schwund der beiden vom Aussterben bedrohten Arten aufhalten. Die beiden Arten haben im Gebiet des Grünen Bandes Bayern-Sachsen-Tschechien einen ihrer letzten Verbreitungsschwerpunkte“, so der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner.

„Insgesamt gibt der BUND Naturschutz in Bayern fast drei Millionen Euro pro Jahr bayernweit für Arten- und Biotopschutzprojekte und Flächenkäufe aus. Im Projekt Lückenschluss am Grünen band konnten wir bereits 140 Hektar Fläche erwerben“, so Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN.

Projekt Goldener Scheckenfalter
Uli Scharfenberg: „Der Goldene Scheckenfalter gilt in Bayern als stark gefährdet und hat in Nordbayern in dieser Region seine letzten Vorkommen. Länderübergreifend bemühen wir uns zusammen mit Sachsen und Tschechien um seinen Erhalt und Wiederausbreitung. Die ergriffenen Maßnahmen zeigen Wirkung und die Zahlen der Falter und Gespinste haben sich wieder erhöht.“

Das Projekt läuft in Partnerschaft mit dem sächsischen Landratsamt Vogtlandkreis in Plauen sowie in enger Zusammenarbeit mit der Tschechischen Agentur für Naturschutz und Landschaftspflege in Karlsbad. Der länderübergreifende Charakter des Vorhabens ist für die gemeinsamen Schutzbemühungen sehr wertvoll. Ziel des Schutzprojekts ist es, die Lebensräume des Goldenen Scheckenfalters wieder enger miteinander zu vernetzen – über Ankauf oder Pacht von Flächen sowie die gezielte Pflege der Lebensräume im mageren Feuchtgrünland. Der Goldene Scheckenfalter ist auf den Gemeinen Teufelsabbiss als Eiablage- und Raupen-Futterpflanze angewiesen und damit an wechselfeuchte, magere Wiesen gebunden. Zur Vermehrung des Teufelsabbiss finden umfangreiche Maßnahmen statt, z.B. wird die Pflanze auf mit der Fräse oder dem Bagger vorbereiteten Flächen großflächig angesät. Seit Projektbeginn wurden außerdem rund 10.000 Jungpflanzen auf verschiedenen Standorten im Projektgebiet gepflanzt. Die Flugzeit des Goldenen Scheckenfalters erstreckt sich von Mitte Mai bis Mitte Juni.

Projekt Flußperlmuschel
Wolfgang Degelmann, Projektleiter des Interreg-Projektes zum Schutz der Flussperlmuschel am Grünen Band Bayern-Tschechien: „Im Gegensatz dazu sieht es bei der Flussperlmuschel noch nicht so günstig aus. Trotz intensiver Bemühungen seitens der Wasserwirtschaft, des staatlichen Naturschutzes, der Landwirtschaft und des BUND Naturschutz werden die Bestände der Flussperlmuschel immer noch kleiner“.

Um diesen Trend mittelfristig zu stoppen, die Bestände langfristig zu erhalten und die Populationen wieder zu vergrößern, hat der BUND Naturschutz Hof zusammen mit der AOPK in Tschechien ein Interreg III Projekt auf den Weg gebracht. Ziel der grenzübergreifenden Bemühungen ist es, durch eine halbnatürliche Aufzucht von Jungmuscheln in der zur Flussperlmuschelzuchtstation umgebauten Huschermühle direkt am Grenzgewässer Bayern/Tschechien, die Bestände zu unterstützen und den genetischen Pool zu erhalten. Während hier mehrere Tausend Jungmuscheln jährlich herangezogen und in die benachbarten Gewässer entlassen werden, können die begleitenden Maßnahmen an den Gewässern – z.B. der Einbau von Schlammfangbecken, die Wegnahme standortfremder Fichten direkt an den Gewässern, etc. – greifen und in ein paar Jahren natürlich reproduzierten Jungmuscheln wieder die Chance zum Aufwachsen in ihrer natürlichen Umgebung bieten.

Höllental-Alternativen

Der Romansfelsen am Ortseingang von Bernstein, einem Ortsteil von Schwarzenbach/Wald, ist Schauplatz einer Information der Kreisgruppe Hof mit dem des Landesvorstandes des BUND Naturschutz in Bayern e.V. zum Thema Hängebrücke.

Das Landratsamt Hof plant derzeit eine 900-1000 m lange Fußgängerhängebrücke über das Naturschutz- und FFH-Gebiet Höllental sowie eine knapp 400 m lange Brücke über das Lohbachtal bei Lichtenberg. Der BUND Naturschutz sieht die Planung über das Naturschutzgebiet kritisch und prangert eine fehlende bzw. mangelhafte Prüfung von alternativen Lösungen an.

„Im Landkreis Hof sind 420 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das entspricht 0,4 Prozent der Fläche des Landkreises und liegt damit im unteren Mittelfeld im bayerischen Vergleich“ so Uli Scharfenberg, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Hof. „Dabei ist das Höllental mit 164 ha das größte Naturschutzgebiet im Landkreis Hof mit immerhin 40 % der gesamten Schutzgebietsfläche. Und genau dieses Kleinod des Naturschutzes soll nun mit einer Hängebrücke und unabsehbaren Folgen für den Naturschutz überspannt werden.“

Dabei stellt sich der BUND Naturschutz nicht prinzipiell gegen eine Touristenattraktion in Form einer Hängebrücke. Von Beginn der Planungen wurde der Prozess durch den BN konstruktiv begleitet. Nur am Standort Höllental scheiden sich die Geister.

„Der Frankenwald bietet viele tief eingeschnittene Täler, die mittels einer Hängebrücke spektakulär überspannt werden könnten, warum muss es denn unbedingt dieser hochsensible Bereich eines FFH-Gebietes sein?“ so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN.

Der BUND Naturschutz bittet die Verantwortlichen in Planung und Politik, doch alternative Standorte – wie z.B. das Tal der Wilden Rodach vom Romansfelsen hin zum geplanten Naturparkzentrum am Gasthof Fels – hinsichtlich ihrer Eignung als möglichen Hängebrückenstandort fundiert zu untersuchen und so einen echten „Brückenschlag“ zwischen den Belangen des Naturschutzes und des Tourismus zu ermöglichen.