Naturforscher – Aufbruchstimmung in der Natur

Frühling – Aufbruchstimmung in der Natur

Schon nach einem Winter ohne Corona-Einschränkungen tut uns Menschen der Frühling richtig gut. Die Sonne wärmt, es ist länger hell, da wird meist auch die eigene Stimmung heller. Die warme beengende Kleidung können wir im Schrank verstauen, unsere schützenden vier Wände verlassen und mit Genuss lange draußen sein. Nach den letzten Wintermonaten mit den vielen zusätzlichen Grenzen empfinden viele von uns diese jahreszeitlich bedingten Freiheiten als besonders wohltuend und wertvoll.

Draußen in der Natur herrscht Aufbruchstimmung. Die warme Jahreszeit mit viel Licht, Feuchtigkeit und Wachstum muss von Pflanzen und Tieren für die Fortpflanzung gut genutzt werden. Für uns eine tolle Zeit, jeden Tag etwas Neues zu beobachten.

Am leichtesten machen es uns die Vögel. Besonders die Männchen singen und zwitschern in den schönsten Tönen, weil sie schnell eine Partnerin finden wollen. Auch wenn sie einen Platz zum Nestbau gefunden haben, verteidigen sie ihr kleines Revier gegenüber Kollegen mit viel Gesang. Die Nistkästen, die wir ihnen anbieten, müssen spätestens Anfang März gereinigt sein, damit die Vögel neues Material zum Nestbau eintragen können. Bei diesen Reinigungsarbeiten haben wir schon spannende Sachen entdeckt. Ein Nistkasten war nur mit Hammer und Meißel zu öffnen, weil er sorgfältig mit Lehm zugemauert war. Der Baumeister war ein Kleiber. Für ihn ist es Ehrensache für das Wohlbefinden seines Nachwuchses selbst tätig zu werden. Er passt das Einflugsloch am Nistkasten oder einer alten Spechthöhle genau seinen Wünschen an, und dabei wird schon mal etwas mehr als nötig mit Lehm und Spucke zugemauert.

  

Auch sind oder waren nicht immer die erwarteten Untermieter in den Kästen. Eine beim Schläfchen gestörte Maus kam uns beim Öffnen eines Kastens erschreckt entgegengesprungen – da ist es gut, sicher auf der Leiter zu stehen. In einem anderen Nistkasten fanden wir kein altes Vogelnest, sondern ein Hornissennest vom vergangenen Jahr.

Wenn dann Eier und Vogelkinder in den Nestern sind, wird es im Garten, Wald oder Park vorübergehend wieder stiller.
Jetzt geht es drum, das Nest nicht zu verraten, damit keine hungrigen Räuber auf die Brut aufmerksam werden.

Ebenfalls gut zu beobachten sind die bei uns vorkommenden Berg- oder Waldeidechsen. Damit ihr Nachwuchs auch in unserem rauheren Klima mit den späten Nachtfrösten gute Chancen hat, behält das Eidechsenweibchen ihre Eier im Bauch. Sobald die Sonne scheint, legt es sich auf einen warmen Platz und macht ihren Bauch ganz breit. So können sich die Embryonen in den Eiern gut entwickeln. Die Eier werden abgelegt, wenn die kleinen Eidechsen fertig zum Schlüpfen sind und für sich selbst sorgen können.

 

Auf dem Foto seht ihr eine Waldeidechse beim Sonnen in unserem Garten. Zwischen den Blumen habe ich für Eidechsen eine kleine Steinpyramide gebaut. Hier können sie sich gut aufwärmen, aber sich auch blitzschnell verstecken, wenn es gefährlich wird.

Die dicken Laichklumpen der braunen Grasfrösche konntet ihr schon Ende März in Teichen und Wassergräben entdecken.

Inzwischen wuseln die kleinen Kaulquappen durchs Wasser und die erwachsenen Grasfrösche leben wieder an Land. Die Grünfrösche bleiben dagegen den ganzen Sommer im Uferbereich ihres Gewässers und wenn ihr am Ufer entlang geht, hopsen sie einer nach dem anderen kopfüber ins schützende Wasser. Ihre Laichklumpen sinken kurz nach der Ablage auf den Gewässergrund und sind für uns selten sichtbar.
In einem naturbelassenen Teich, der nicht der Fischzucht dient, sorgen neben Fröschen und Kröten noch eine Menge anderer Tiere für Nachwuchs.

Von den verschiedenen Molcharten ist bei uns der Bergmolch am häufigsten zu finden. Mit seinem blauen, schwarzgefleckten Hochzeitsanzug, dem kleinen Rückenkamm und der orange gefärbten Unterseite wirbt das
Molchmännchen im Frühjahr um das unscheinbar graublau gefärbte Weibchen.

Die Eier der Molche werden einzeln an Blättern der Wasserpflanzen abgelegt, wobei die Weibchen mit ihren Hinterbeinen eine richtige kleine Tasche für jedes Ei falten.

Die Libellen legen ihre Eier ebenfalls im Wasser ab; tun dies aber schon im Sommer, weil nur die daraus schlüpfenden Larven den Winter überleben.

Auf dem Foto seht ihr, wie eine Großlibelle, die Braune Mosaikjungfer, ihre Eier im Wasser ablegt. Danach zieht sie ihren Hinterleib wieder aus dem Wasser und fliegt davon. Aus den Eiern schlüpfen nach kurzer Zeit die kleinen Larven, die je nach Libellenart 1 – 3 Jahre im Wasser leben. Sie ernähren sich dort von anderen kleinen Tieren und müssen sich während des Wachstums mehrfach häuten.

Die Larve auf dem Foto ist ausgewachsen und steht kurz vor ihrer Verwandlung zum fliegenden Lufttier. Meistens nachts krabbeln die Larven an einem Pflanzenstängel aus dem Wasser, die Larvenhaut platzt an einer Stelle oberhalb der Flügeltaschen auf und heraus schlüpft eine Libelle. Diese braucht aber mehrere Stunden, um sich zu voller Größe zu strecken, die Flügel zu entfalten und ihre typische Farbe zu bekommen.

Auf dem Foto seht ihr eine frisch geschlüpfte Libelle, eine Blaugrüne Mosaikjungfer, die auf ihrer Larvenhaut sitzt und noch nicht ganz ausgefärbt ist. Die leeren Larvenhäute könnt ihr mit etwas Glück im Sommer an Wasser- oder Uferpflanzen finden.

Ich könnte euch jetzt noch viel erzählen, was es alles zu entdecken gibt, z.B. bei den Schmetterlingen, den Hummeln oder Bienen. Aber viel wichtiger ist, dass ihr selber rausgeht und eure eigenen Entdeckungen macht.
Viel Spaß dabei!

Hannelore Buchheit