Flussperlmuschel im Dreiländereck

In der “Roten Liste gefährdeter Tierarten Deutschlands” wird die Flußperlmuschel (Margaritifera Margaritifera) in der höchsten Gefährdungsstufe geführt.

Wurden 1990 noch 36.000 Muscheln in der Südlichen Regnitz gezählt (35% der Gesamtpopulation in Deutschland) , so sind es heute nur noch ca. 10.000 Exemplare.

Der größte ökologische Schatz in unserer Region wird seit 1987 intensiv von Behörden und vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Hof betreut. 1999 wurden Teile ufernaher Flächen mit Hilfe geeigneter Vertragsprogramme einer für die Flussperlmuschel verträglicheren, landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. So wurden schon wichtige Teilziele zum Schutz der Muschel erreicht, etwa die Ausweisung des Naturschutzgebiets “Südliche Regnitz” im Jahr 2001.

Trotzdem sind die Muscheln noch lange nicht gerettet. Die Populationszahlen sind weiter rückläufig. Die Bestände sind überaltert, es werden kaum Tiere gefunden, die jünger als 40 Jahre sind. Deshalb bedarf es dringend weiterer, gemeinsamer Anstrengungen des Naturschutzes, der Wasserwirtschaft und der Landwirtschaft um diese älteste, auf der Erde lebende Tierart, zu erhalten.

Die Herausgabe einer Sonderbriefmarke und deren Übergabe am 10. Juni 2002 verhilft der Flussperlmuschel zu einem hohen Bekanntheitsgrad und trägt so zu ihrem Überleben bei.

So lebt die Flussperlmuschel:
4.000.000 Jungmuscheln kann eine Flussperlmuschel jährlich zur Welt bringen. Diese mikroskopisch kleinen „Glochidien“ müssen hart ums Überleben kämpfen. Eine hervorragende Wasserqualität mit vielen Bachforellen sind unbedingte Voraussetzungen dafür. In den Kiemen der Bachforellen schmarotzen die Glochidien einige Monate. Danach vergraben sie sich für Jahre im Bachbett. Dort filtern sie aus dem sauerstoffreichen Wasser ihre Nahrung. Nach fünf Jahren beginnen sie ihr Leben im fließenden Bachwasser. Dort können sie weit über 100 Jahre alt werden. Flussperlmuscheln sind Indikatoren für hervorragende Wassergüte und höchste ökologische Qualität.Seit 300 Millionen Jahren leben Flussperlmuscheln auf der Erde. Seit dem Mittelalter wird die Art vom Menschen genutzt. Die Perlen waren für Adelshäuser so wertvoll, dass sowohl in Sachsen als auch in Bayern Perlenfischer mit Pflege und “Ernte” beauftragt wurden. Muschelräuber wurden drakonisch bestraft.

Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich eine regelrechte Perlmuttindustrie in der bis zu 1000 Menschen Arbeit fanden. 1930 gab es noch soviel Muscheln – die Bachsohlen ähnelten einem Pflaumenkuchen – dass die Landwirte die Tiere mit Schaufeln als Schweine- und Entenfutter “ernteten”.

Daher stammt wohl auch der Spruch: “Perlen vor die Säue werfen!”