Naturschutz im Höllental

Was macht das Naturschutz- und FFH Gebiet Höllental so wertvoll?

Lichtenberg: Im Vorfeld der Bürgerbegehren Issigau und Lichtenberg informierte der Bund Naturschutz Hof im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung über den naturschutzfachlichen Wert des Naturschutzgebietes und Fauna-Flora-Habitats Höllental. Mehr als sechzig interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen die Möglichkeit, sich im Rahmen der Vorträge über die dort vorkommenden bedrohten Tier- und Pflanzenarten und die geschätzten Lebensräume nach FFH-Richtlinie detailliert zu informieren war und machten sich so ein eigenes Bild über die Auswirkungen einer möglichen Hängebrücke über das Höllental. Der 1. Vorsitzende des BN Hof, Ulrich Scharfenberg, führte in die Problematik ein und stellte die beiden Referenten des Abends vor. „Bislang wurde seitens des Landratsamtes Hof vieles in der Öffentlichkeit diskutiert und vorgestellt: die Zuwegung erst über selbstfahrende Shuttle-Busse und nun über einen Fußweg zum Kesselfels, die Parkmöglichkeiten, der Ticket Shop und vieles mehr. Nur die wunderbare Natur im Höllental kam leider darin nicht vor. Es ist nun unsere Aufgabe als Bund Naturschutz diese Lücke zu füllen und den Menschen die Information über die Schutzwürdigkeit dieses Lebensraumes zu geben“ erläuterte Scharfenberg. Ralph König, der Natura 2000-Betreuer der Forstverwaltung Bad Steben, nahm die Zuhörer mit auf eine virtuelle Reise durch das Höllental und hob dabei die Bedeutung als Naturschutzgebiet hervor. Geologisch sei das Höllental vulkanischen Ursprungs. Das Hauptgestein ist untermeerisch erstarrter Diabas, der dieselbe nährstoffreiche Mineralzusammensetzung besitzt, wie der an der Luft erstarrter Basalt. Klimageographisch sei das Höllental der Südzipfel der Südthüringischen Wärmezunge und als Durchbruchstal wichtiger Nord-Süd-Wanderkorridor für eine Vielzahl von Insekten und auch Säugetieren wie Wildkatze und Fischotter. Die schroffe Geländeausformung bringe extreme Lebensräume auf kleinster Fläche hervor: Trocken-warme Felsen liegen eng verzahnt mit kühl-feuchten Schluchtwäldern. So ergibt sich ein Mosaik unterschiedlichster Lebensräume und Arten, die es in Nordbayern kein zweites Mal gibt. König meint hierzu: „Das Höllental hat ausgesprochene Arche Noah-Funktion. Die frühzeitige Ausweisung als Naturschutzgebiet war daher nur konsequent“. Auch die Europäische Union erkannte den naturschutzfachlichen Wert und hat das Höllental in das europaweite Naturerbe, das Biotopverbundnetz Natura 2000 aufgenommen. Eine prägende Besonderheit sei der Lebensraum der Schluchtwälder, für deren Erhalt Deutschland eine nationale Verantwortung trage. Eiche, Berg- und Spitzahorn, Kirsche und Linde bilden hier das Waldkleid. Aber auch die gegen Tritt empfindliche Felsvegetation ist voller Raritäten. Pfingstnelke, Fettkraut und der Wimpernfarn sind botanische Edelsteine. Der Wimpernfarn ist das einzige Vorkommen seiner Art in Oberfranken und sogar ein echtes Relikt aus der letzten Eiszeit. Die Unzugänglichkeit der felsigen Hangbereiche biete ideale Voraussetzungen für störungsempfindliche Tierarten wie Schwarzstorch, Uhu, Fischotter und manchmal die Wildkatze. Das Vorkommen der beiden Fledermausarten Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus habe hohen Indikatorwert. Sie kommen nur dort vor, wo es alte Wälder mit viel Totholz gibt. König nahm auch Bezug auf die geplante Hängebrücke. In Erwartung von rund 200000 Besuchern pro Jahr müsse vorwiegend mit einem hohen Lärmpegel sowie unkontrollierbarer Kletter- und Wandertätigkeit gerechnet werden. Für störungsempfindliche Tierarten und trittempfindliche Felsenvegetation sei das eine erhebliche Beeinträchtigung. Darüberhinaus würden die Seilabspannungen an der Brücke selbst tödliche Flughindernisse für Vögel mit großer Flügelspannweite darstellen. Wilder Müllentsorgung und Rauchen auf der Brücke mit der damit verbundenen Waldbrandgefahr könne man zwar mit Verboten begegnen, wohl aber kaum in den Griff bekommen. Als zweiter Referent des Abends ging Thomas Friedrich, Vorsitzender der Bund Naturschutz Ortsgruppe Helmbrechts nochmals auf den außergewöhnlichen Schutzcharakter des Gesamtlebensraumkomplexes Höllental ein. Er hob die einzigartige Stellung dieses mit 160 ha größten Naturschutzgebietes im Landkreis Hof hervor und belegte dies mit zahlreichen Bildern der vor Ort lebenden bedrohten Tier- und Pflanzenarten.

Die verschiedenen Waldgesellschaften im Höllental stellen beherbergen eine hohe Artenvielfalt: Hainmieren-Schwarzerlen-Auwald und Weidengebüsche, bodensaure Rotbuchenwälder, Waldmeister-Buchenwald, Eschen-Bergahorn-Schluchtwald, Linden-Blockhaldenwald und bodensaurer Ginster-Eichen-Trockenwald. Friedrich: „Für Oberfranken stellt das Höllental einen einmalig strukturierten Lebensraum mit sehr hoher Biodiversität dar.“

Ulrich Scharfenberg stellte zum Abschluss des Abends nochmals die Position des Bund Naturschutz vor, der sich klar gegen eine Brücke über das Höllental ausspricht, aber sehr wohl das touristische Potential einer Hängebrücke für die Region anerkennt. „Eine Lohbachtalbrücke kombiniert mit einem Skywalk am Kesselfels wäre eine brillante Kombination zwischen den Belangen des Naturschutzes und des Tourismus“, so Scharfenberg.

Silikatfelsen
Schwarzstorchpaar