Offener Brief an Landrat Dr. Bär

Offener Brief

Planungsstopp für die Frankenwaldbrücken

Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Bär,

wir wenden uns als Bund Naturschutz Kreisgruppe Hof heute mit einer Bitte an Sie. Durch die Pandemie bedingte Entwicklung in Deutschland in den letzten beiden Jahren, die verschärfte Klimakrise und das Kriegsgeschehen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft verändern sich die Gegebenheiten in Deutschland und auch in unserem Landkreis zunehmend. Dies wurde auch in der letzten Kreistagssitzung am 7. März 2022 im Rahmen der Haushaltsdebatte von fast allen Fraktionen angesprochen. Zur Zeit können wir nicht abschätzen, wie viel Energie und wie viel finanzielle Mittel wir zur Bewältigung der drei Krisen Corona, Klimawandel und Kriegsereignisse mit bevorstehender Flüchtlingswelle in der nächsten Zeit benötigen werden. Daher stellt sich für uns als Bund Naturschutz drängender denn je die Frage: Ist das Projekt Frankenwald-Brücken noch zeitgemäß? In den Haushalt 2022 des Landkreises wurden 2 Millionen Euro für die Frankenwald Brücken aus dem Jahr 2021 übertragen und stehen für weitere Ausgaben im Rahmen der Planung zur Verfügung. Für das Projekt liegt bisher nur eine Kostenschätzung, die deutlich älter als zwei Jahre ist, vor. Alleine durch die Entwicklung im Bereich der Baukosten in Verbindung mit den jetzt aktuellen steigenden Preisen im Bereich der Rohstoffe und der Energie liegt es ganz klar auf der Hand, dass diese Kostenschätzung völlig überholt ist. Sicherlich werden die damals geschätzten  23 Millionen Euro bei weitem nicht ausreichen, um ein Projekt dieser Größenordnung zu finanzieren. Es können hier  Kostensteigerungen analog anderer Projekte in Höhe von 50 bis 100% erwartet werden. Sind 30, 40 oder vielleicht sogar 50 Mio. Euro überhaupt darstellbar und im Anblick drängender Probleme für ein Freizeitprojekt noch moralisch zu vertreten? Von nahezu allen Kreistagsfraktionen wurde das Thema Kostensteigerungen und der daraus erforderliche Handlungsbedarf erkannt und thematisiert. In der Bevölkerung wird diese Entwicklung sehr wohl mit großen Sorgen gesehen. Von den Auswirkungen auf die Umwelt, die wir als BUND Naturschutz naturgemäß anders einschätzen als die Planer, ganz abgesehen.

Daher bitten wir Sie, die weiteren Planungen für die Frankenwaldbrücken jetzt zu beenden und sich von diesem naturgefährdenden und finanziell nicht tragbaren Projekt zu verabschieden. Die bei einem sofortigen Stopp nicht mehr benötigten Mittel in Höhe von 2 Mio. Euro könnten für viele andere Bereiche von Klimaschutzprojekten, Initiativen zur höherer Energieunabhängigkeit oder Entlastung der Landkreiskommunen herangezogen werden.

Zu so einem Schritt gehört Mut, aber aus Sicht des BUND Naturschutzes ist jetzt der richtige Zeitpunkt, diesen Schlussstrich unter die Planungen zu setzen und die Zukunft des Höllentales als größtes Naturschutzgebiet unseres Landkreises zu sichern . Ein mögliches Nein seitens der Staatsregierung zu den angedachten Fördermitteln aufgrund der Preisexplosion würde das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt sterben lassen und die bis dahin zusätzlich ausgegebenen Landkreismittel wären unsinnig verloren. Verantwortliches Handeln im Umgang mit unserer schützenswerten Natur und den anvertrauten öffentlichen Mitteln ist das Motto der Stunde. Daher: Ja zum Höllental – Nein zur Brücke!

Mit den besten Wünschen
Bund Naturschutz Hof
1.
Vorsitzender
Ulrich Scharfenberg